Sommerfelder Passage im Wandel

Das Leben besteht aus Zyklen. Überall entdeckt man sie – auch in der Sommerfelder Passage. Alles fließt zwischen zwei Polen – dem Anfang und dem Ende. Der Artikel erzählt Geschichten von drei Unternehmern, die an einem Wendepunkt ihrer Firmenhistorie stehen.

Hörakustik Cornelia Hahn

Nach dreißig Jahren angestellt sein, zuletzt in einem großen Branchenunternehmen im Management, ging die Hörakustikmeisterin Cornelia Hahn im Sommer 2021 in die Selbstständigkeit. Der Wunsch, wieder näher am Kunden zu sein war Ihr am wichtigsten.
Zwischen der Firmengründung und der Eröffnung des Geschäftes verging ein halbes Jahr. Die neuen Geschäftsräume waren schnell gefunden. Die Sommerfelder Passage punktete mit ausreichenden Parkplätzen, guter Anbindung und behindertengerechtem Zugang. Hahn unterschrieb den Mietvertrag.
Der Ausbau der Räumlichkeiten dauerte länger als geplant. Da das Handwerk Hörakustik zulassungspflichtig ist, bedarf es einer Betriebsbegehung zur Präqualifizierung. Diese ist nur in vollständig fertigen Geschäftsräumen möglich. Wenige Tage vor Weihnachten hatte Hahn alle benötigten Unterlagen beisammen.
Das neue Jahr begann für die gebürtige Mölkauerin glücklich. Sie feierte am 03. Januar Eröffnung. Doch schon wenige Tage später ereilte sie ein Dämpfer. Aus gesundheitlichen Gründen musste das Geschäft vierzehn Tage geschlossen werden. In sämtlichen Ortsblättern der Umgebung hatte sie auf die Neueröffnung hingewiesen. Jetzt hieß es Kunden anrufen und Termine verschieben. »Zum Glück waren alle supernett und verständnisvoll. Dass ich nicht da war, hat mich nicht einen Kunden gekostet.«
Im Fachgeschäft findet man Hörsysteme von allen führenden Herstellern. Als unabhängige Einzelunternehmerin findet Hahn für jedes persönliche Bedürfnis die passende Lösung. Diese Unabhängigkeit ist wichtig, da jede Schwerhörigkeit so einzigartig wie ein Fingerabdruck ist. Um die Zufriedenheit im Alltag zu testen, können die Kunden Hörsysteme kostenlos und unverbindlich testen. Sollte der Kunde nicht in das Geschäft kommen können, macht Hahn nach Absprache Hausbesuche.

Spitzweg Apotheke

In letzter Zeit standen Kunden Mittwochnachmittag, ab 15:00 Uhr vor der verschlossenen Spitzweg-Apotheke. Verwundert sahen sie auf ihre Uhren, jahrelang war hier immer bis 18.30Uhr geöffnet. Doch seit Dezember mussten die Öffnungszeiten personalbedingt verkürzt werden. Und seit Anfang Februar ist es nun offiziell. Die Apotheke schließt am 31. Mai 2022.
Inhaber Andreas Rudolph bedauert diesen Schritt zutiefst. »Mir tut es für die Kundschaft in der Seele leid. Aber mir fehlen schlicht die Arbeitskräfte. Meine Apothekerin hat gekündigt und ich finde keinen Ersatz.« Für den Apothekenbetrieb ist es notwendig, dass immer ein approbierter Apotheker vor Ort ist. »Weil ich gerade alleine bin, heißt das, dass ich rund um die Uhr hinterm Tresen stehen müsste.« So erklären sich demnach die geänderten Öffnungszeiten.
Die Coronazeit tat ihr Übriges. »Die Vertretungen konnte ich nicht sicher planen. Da reichte schon ein geschlossener Kindergarten.« Der Apotheker hat lange überlegt. Auf sein Stellenangebot für einen Apotheker/in bekam er keine Antwort. Der Versuch die Apotheke günstig zu verkaufen, scheiterte. Es gibt zu viele Apotheken für die vorhandenen Fachkräfte. Gerade geht die Wendegeneration in Rente.
Herr Rudolph blickt auf seine 27 Jahre in der Passage zurück. »In den ersten Jahren herrschte hier richtiges Leben. Die Leute haben sich getroffen und geplaudert.« Mit der Schließung des Lebensmitteldiscounters Diska am 30. April 2015 endete das gesprächige Miteinander spürbar. Auch der Einzug der Arztpraxis Dr. Anke Engelmann brachte dies Laufkundschaft nicht zurück.
Um seine Mitarbeiter braucht sich der Chef indes keine Sorgen machen. Allen liegen neue Arbeitsverträge vor. In unseren Ortschaften werden wir ihre Gesichter aller Voraussicht nach aber nicht sehen.
Und was macht Rudolph persönlich? »Ich habe schon verschiedene Anfragen von Kollegen. Voraussichtlich ab dem 1. Juli arbeite ich als angestellter Apotheker in Leipzig.«
Das Team der Spitzweg-Apotheke bittet seine Stammkunden, die benötigten Ausdrucke für Finanzamt und Krankenkasse bis 31. Mai anzufordern. Eine Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt ist dann nicht mehr möglich.

Geschenkkorbladen

Zwischen der Neugründung und der Geschäftsaufgabe gibt es einen dritten Weg. Der Firmenumzug. Diesen hat die Baalsdorferin Kerstin Eydner bestritten. Ihren Geschenkkorb-Laden hat sie bisher aus den privaten Räumlichkeiten betrieben. Aus nicht näher genannten Gründen zog Eydner am 01. März 2022 in die Sommerfelder Passage. Am Geschäftskonzept hat sich indes nichts geändert. »Wir sind ein Onlineshop, d.h. wir fertigen die Geschenkkörbe nach Eingang der Bestellung an. Demzufolge stehen keine Geschenkkörbe zur Ansicht bereit.« Wer sich einen Geschenkkorb abholen und nicht vor verschlossener Tür stehen möchte, vereinbart im Vorfeld einen Termin. Vor Ort kann Eydner individuelle Änderungen vornehmen.

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