Danke! Interview mit Manuela Blum von der Heimatstube Althen

Der Redaktion des Engelsdorfer Gemeindeboten und einigen ortsansässigen Unternehmern ist es eine Herzensangelegenheit, engagierten Menschen aus unseren Ortslagen danke zu sagen.

Den Anfang macht Manuela Blum aus Althen, engagiert im Heimatverein »Heimatstube Althen e. V.«, wo sie mit weiteren Unterstützern den Lampionumzug, Veranstaltungen rund um die Althener Bücherzelle und bald auch einen Flohmarkt organisiert. Außerdem ist sie im Kirchenvorstand der ev.-luth. Kirchgemeinde Parthenaue-Borsdorf aktiv. An dieser Stelle soll sie mit ihrem Engagement rund um die Sachspendenaktion zugunsten der Flüchtlinge der Ukraine-Krise vorgestellt werden.

Redaktion: Frau Blum, warum haben Sie die Spendenaktion ins Leben gerufen?

Manuela Blum: Mich haben die Bilder in den Medien betroffen gemacht. Gewalt hat doch noch nie zu einer Lösung bzw. einer guten Lösung geführt. Meine Unterstützung ist wahrscheinlich mein Weg, um mit der Fassungslosigkeit umzugehen. Fassungslosigkeit, Betroffenheit – das klingt nach Zerrissenheit? Zerrissenheit ist ein treffendes Wort. Gerade betrachte ich die Geschehnisse auf der Welt aus mütterlicher Sicht. Die Vorstellung, ich könnte nicht zusammen mit meiner Familie an einen sicheren Ort gehen. Was würde ich tun? Ohne meinen Mann gehen? Zusammenbleiben? Ja, das ist Zerrissenheit. Das ist Tragik und unermessliches menschliches Leid.

Wie viel Zeit investieren Sie?

Viel. Genauer kann ich es nicht sagen. Es fühlt sich aber richtig an. Mein Telefon steht manchmal zwischen 8 und 22 Uhr nicht still, die Aktion und das Netzwerk haben eine große Dynamik entwickelt. Das wirbelt den Alltag natürlich durcheinander.

Woher nehmen Sie die Zeit?

Aktuell befinde ich mich in Elternzeit. Sonst wäre das in diesem Umfang nicht möglich. Im April beginne ich wieder zu arbeiten. Deshalb ist der 31. März auch der letzte Althener Spendenaktionstag. Abgesehen davon, war zum Start der Aktion Ende Februar noch nicht absehbar, wie sich die Welt entwickelt. Etwas zeitlich zu befristen macht aus meiner Sicht absolut Sinn.

Hat Ihr Engagement Ihr Familienleben beeinflusst?

Na klar. Nur gefällt mir das Wörtchen »Ihr« Engagement nicht. Das war eine vieldiskutierte Familienentscheidung. Demnach ist es unsere Familienbereitschaft. Wir haben uns organisiert. Wenn ich telefoniere oder Spenden entgegen nehmen darf, kümmert sich mein Mann Markus um die Kinder. Parallel hat er unser Babyzimmer freigeräumt und umgebaut, damit potentiell zwei Hilfesuchende ein zu Hause auf Zeit finden können. Noch sind die beiden Betten kalt. Bisher hat es sich noch nicht ergeben. Auch hierüber haben wir für uns im Vorfeld klare Kriterien erstellt und gemeinsam mit den Kindern diskutiert. Es ist wichtig, sämtliche Eventualitäten zu bedenken und im Vorfeld klare Spielregeln für sich festzusetzen.

Kamen Ihre Kinder bei dem elterlichen Einsatz nicht zu kurz?

Absolut nicht! Emil zum Beispiel sortiert mit seinem Kumpel Leonard fleißig Spendensachen und packt sie mit ein. Sie waren Team „Zahnbürste und Zahnpasta“. Eine bessere und sinnvollere Möglichkeit, mit seinem Kind über so ein schwieriges Thema wie Krieg und dessen Folgen zu sprechen, gibt es nicht. Außerdem lernt er so, dass jeder helfen kann – ob im Kleinen oder Großen.

Ihre Hilfe entwickelte sich von einer Spendenaktion zu einem breitaufgestellten Althener Netzwerk. Wie kam es dazu?

Viele Menschen folgten unserem Aufruf und brachten Sachspenden vorbei oder meldeten sich als Helfer. Dabei kam man unweigerlich ins Gespräch. Einige der Kontakte überlegten, ob sie Hilfesuchende bei sich aufnehmen sollten. Natürlich hatten sie noch tausende Fragen. Um gemeinsam nach Antworten zu suchen, lud ich sie am 6. März zu uns nach Hause auf die Terrasse ein. Wir haben uns besser kennengelernt, uns ausgetauscht und eine Übersicht erstellt, wer was leisten könnte. Kurz: Wir haben uns vernetzt.
Eine Woche später haben die ersten fünf Familien der Runde bereits Gäste aufgenommen. Um sich kennenzulernen, haben sich die sieben Althener Gastgeberfamilien und ihre insgesamt 26 ukrainischen Gäste (Anm. d. Red.: 13 Erwachsene und 13 Kinder) in der Frühlingssonne vor der Heimatstube getroffen. Für diesen Anlass konnte ich mit Inna und Andre Eirich (Anm. d. Red.: Muttersprachler) einen zweisprachigen Leitfaden erstellen. Vor Ort dolmetschten beide. Seitens aller ukrainischen Gäste kam die Frage nach einer SIM-Karte auf. Und so organisierten wir, dass zwei Tage später K. (Anm. d. Red.: möchte ungenannt bleiben) mit den ukrainischen Gästen gemeinsam mit dem Bus in die Stadt fuhr. Nach drei Stunden Wartezeit am Telekom Shop in der Petersstraße hielt jeder eine kostenlose SIM-Karte von der Deutschen Telekom in der Hand.
Mittlerweile gehört auch der SV Althen 90 e.V. zum Netzwerk. Zwei 15-jährige Gäste waren schon beim Training dabei. Sprachprobleme gab es dabei keine. Fußball ist selbsterklärend. Einige düsen auch schon mit geliehenen oder gespendeten Fahrrädern durch Althen. Ein Stück Normalität, über die sich Kinder und Eltern gleichermaßen freuen.

1. Treffen mit ukrainischen Gästen in der Heimatstube Althen

1. Treffen mit ukrainischen Gästen in der Heimatstube Althen

Das klingt, als würde Ihr Netzwerk wachsen.

Mein Netzwerk ist es nicht, jeder trägt bei, was er kann oder möchte. Ich stehe lieber in der zweiten Reihe. Es ist unser Althener Netzwerk, es wächst und ist super. Wir durften wahnsinnig viele tolle Menschen kennenlernen. Persönlich bin ich überwältigt von der Menschlichkeit und der Solidarität. Nach zwei Jahren Pandemiegeschehen sind so viele Ellenbogen ausgefahren, so viele Gräben entstanden. Das Menschen im Sinne einer guten Sache einen Schulterschluss wagen, gemeinsam anpacken, wildfremden Menschen helfen und das völlig uneigennützig: Das ist wirklich berührend.

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